30.03.2021 – NEWS – Der Sommer 2020 brachte unter anderem durch günstigere Fähr-Tickets sehr viel mehr Touristen auf die Insel – ein Horrorbild für viele Anwohner, aber ohne Tourismus würde Fanø als lebendige Gemeinde nicht existieren, erinnert Bürgermeisterin Sofie Valbjørn.
Tourismus ist enorm wichtig für Fanø – 2020 gab es jedoch eine weit verbreitete Unzufriedenheit der Einwohner. Die Destination Vadehavskysten führte daher eine Umfrage der Dauerbewohner und Landbesitzer durch. Fanøs Bürgermeisterin Sofie Valbjørn nimmt gegenüber der Fanø Posten Stellung zu dem schwierigen Thema.
“Die Auswertung zeigt, dass das Hauptproblem die Staus an der Fanø Fähre waren – die Probleme mit den Warteschlangen für Gäste und Anwohner und die daraus resultierende Tatsache, dass man nicht nach Hause kommen konnte. Das war es, was die Menschen erlebten. Auch die Supermärkte waren sehr voll und es wurde als unbequem und unangenehm empfunden, in der Corona-Situation, die wir hatten, einzukaufen. Zudem war es zu schwierig, einen Tisch in den Restaurants zu bekommen.”
Unterschieden sich die Antworten der Dauerbewohner von denen der Landbesitzer?
“Ja. Wenn der Alltag funktionieren muss, fordert es seinen Tribut, wenn man nicht von der Arbeit nach Hause kommt. Wenn man das mehrfach erlebt, erzeugt es eine Menge Frustration. Die Überlastung wurde auch von vielen Dauerbewohnern massiv wahrgenommen.”
“Und das hat uns im Stadtrat darauf aufmerksam gemacht, dass es einen zu großen Anteil von Bürgern gab, die es nicht mehr erträglich fanden, dass es so viele Touristen auf Fanø gab. Und das nehmen wir ernst! Es ist wichtig, dass es auf Fanø lebenswert bleibt. Die Menschen dürfen nicht die Lust verlieren, hier zu leben. Wir müssen ein Gleichgewicht finden, bei dem sich unsere Bürger sicher und wohl fühlen, auch in der Hochsaison.”
Hohe Belastung und Abnutzung der Natur
“Es gab auch Bedenken wegen der hohen Belastung und Abnutzung der Natur. Zum Teil ging es um Essen und Sitzen im Freien, aber auch im Allgemeinen um die Abnutzung der Natur. Anschließend haben wir nachgeprüft und es gibt keine Orte, die beschädigt wurden. Aber es ist ein Punkt der weiter beobachtet wird.”
“Und wie lange müssen wir den zusätzlichen Druck aushalten? Wo sind Ihre Grenzen? Drei Wochen hohes Aufkommen in den Schulsommerferien sind schon Tradition. Und dann ist es auch in Ordnung. Aber wenn es plötzlich auch den ganzen August über so ist, dann ist es vielleicht anders. Es gibt also verschiedene Punkte, auf die wir uns konzentrieren müssen.”
Bedeutet das ein Nein von Ihnen zu einer neuen, außerordentlichen Fähr-Ticket-Subvention?
“Wir würden gerne ein flexibles Sommerpaket sehen, das jede Insel lokal umsetzen kann. Es gibt große Unterschiede zwischen den Inseln. Wir könnten zum Beispiel etwas in den Zwischensaisons machen, vielleicht im September und Mai-Juni. Und am besten kostenfrei für Fußgänger und Radfahrer, damit wir einige Besucher vom Auto weglocken können. Die Erfahrung zeigt, dass es das tut.“
Gäste mussten abgelehnt werden
“Die Unternehmen waren im Allgemeinen mit den Besucherzahlen zufrieden, aber sie machten auch die unbefriedigende Erfahrung, dass sie den Besuchern nicht den Service bieten konnten, den sie ihnen bieten wollten, weil sie mehr Besucher als üblich abweisen mussten.”
“Wir haben die Auswertung jetzt im Stadtrat besprochen und die Verwaltung befasst sich jetzt mit den Themen, die im Sommer 2021 angegangen werden müssen. Wo müssen wir nachjustieren, wie können wir eine bessere Erfahrung machen? Wenn es zum Beispiel eine Nachfrage aus der Industrie gibt, können wir uns durchaus wieder Food Trucks vorstellen – in der Hochsaison.”
„Die ganzen Touristen brauchen wir nicht"
Zu dieser Bemerkung aus dem Jahr 2020 schließt sie ab: “Doch, das tun wir. Es steht außer Frage, dass der Tourismus die größte und wichtigste Einnahmequelle Fanøs ist. Und das müssen wir als Bürger anerkennen. Und wir müssen herausstellen, was es attraktiv macht, auf Fanø zu leben: Cafés, Restaurants, Geschäfte, eine Apotheke und eine Fähre die im Pendelverkehr fährt.”
Dieser Beitrag entstand in der Kooperation mit Fanø Posten (Insel-Zeitung).
Text & Fotos: Fanø Posten
Deutsche Fassung & Bearbeitungen: Fanø Reisen
Hier geht´s zum Original-Artikel vom 27.03.2021